ein
Abend im "Kaiserkeller", Hamburg
Am Donnerstagabend
( 12.04.07) erhielten wir einen Anruf von Rasmus, unserem jungen Keyboarderfreund.
Er hatte eine Einladung an die "Paddocks" auszurichten - von
Tony Uthoff.
Am Samstag, dem 14. April, sollte im "Kaiserkeller",
der legendären Veranstaltungsstätte in der Hamburger "Großen
Freiheit", ein Oldie-Abend stattfinden
(Motto: "Rock ´n´ Roll - back to the roots).
Als Aktivisten mit dabei sind u.a. Tony Sheridan, Lee Curtis, Ernest
Clinton (langjähriger Sänger von "Soulful Dynamics"),
Tony Uthoff und Rasmus selber.
Wir haben
versucht, die anderen Paddocks zu animieren, mit uns nach Hamburg zu
fahren, doch leider kam dieser Termin zu kurzfristig, so daß keiner
von ihnen es zeitlich schaffen würde. Also machten Kalli und ich
uns allein auf den Weg.
St. Pauli
in Hamburg ist ein recht interessanter Bezirk, allerdings auch einer,
in dem Schmutz und Abfall in den dunklen Hauseingängen liegt, wo
es von furchteinflößenden Gestalten nur so wimmelt, und wo
man als Frau Angst haben muß, abends allein durch die Straßen
zu gehen.
Ich hab meine Handtasche ganz fest an mich gedrückt, als wir von
unserem Parkplatz aus Richtung "Große Freiheit" gingen.
Habt Ihr z.B. schon mal gesehen, daß in einer normalen Wohngegend
ein Grill auf dem Bürgersteig steht, auf dem Hähnchenschenkel
brutzelten? Ich bisher noch nicht. Ich hätte das gern fotografiert,
traute mich aber nicht...
Beim "Kaiserkeller"
angekommen, hat Kalli über sein Handy erstmal Rasmus angerufen,
weil der Türsteher uns nicht ins Lokal lassen wollte. Dann ging
es zwei Treppen hinunter in ein dunkles Kellerlokal, in dem der Fußboden
mit Sägespänen ausgestreut war. Nachdem sich die Augen an
die Dunkelheit gewöhnt hatten, und wir nicht mehr so auf dem unebenen
Boden herumstolperten, suchten wir uns einen Platz in Bühnennähe.
Und dann
ging es Schlag auf Schlag:
Als erstes lief uns Peter E. Hoffmann vom Offenen Kanal Kiel über
den Weg. Dann rief Kalli: "Komm´ her! Tony Uthoff ist hier!"
Es folgte ein herzliches Wiedersehen mit ihm und seiner Frau Anke. Dann
erschienen Ernest und seine Frau Margitta.
"Komm, Kalli, mach mal ein Bild von uns!"
Rasmus geleitete
uns hinter die Bühne in den Backstage-Bereich. Alles dort wirkte
dunkel und schmuddelig, so, als ob die Wände seit mindestens 30
Jahren keine neue Farbe gesehen hätten.
Lee Curtis und Karen waren auch bereits da - und natürlich Tony
Sheridan und seine Anna. Er meint, daß er seit etwa 40 Jahren
nicht mehr im "Kaiserkeller" war. Damals hat er ganz häufig
mit den "Beatles" hier und nebenan im "Star-Club"
(den es ja leider nicht mehr gibt) gespielt. Und es war schon merkwürdig
für ihn, jetzt, nach so langer Zeit, wieder hier zu sein.
Im Lokal
spielten inzwischen die "Creapers" mit Pete York am Schlagzeug,
dem ehemaligen Drummer der "Spencer Davis Group". Die brachten
wirklich Stimmung. Dann brachte Tony Uthoff seinen Beitrag mit den "Creapers"
als Begleitband. Hier in Hamburg kannte ihn wahrscheinlich kaum einer,
doch das Publikum hat ihn mit großem Applaus belohnt. Die Band
allerdings verlor bei der Begleitung leider etwas von ihrer anfänglichen
Faszination.
Lee Curtis
brachte den Saal (wenn man so sagen will) wieder zum Kochen. Mit Songs
wie „Jezebel“ und "Ecstasy" verzauberte er, wie
schon in den 60er Jahren, nicht nur die Damen seiner Generation. Obwohl
er, wie er sagt, damals bestimmt tausendmal im "Star-Club"
aufgetreten ist, war es heute sein erstes Konzert im "Kaiserkeller".
Mit Ernest
Clinten kam gleich ein ganzer Bläsersatz auf die Bühne - und
Rasmus. Und was Ernest dann brachte, hatte schlichtweg Seltenheitswert.
Nichts mit "Mademoiselle Ninette" oder "Saah saah Kumba"
- der, der sonst hauptsächlich Soul und Gospelgesang vorträgt,
hat uns mit seinen Rock-Stücken schier von den Stühlen gerissen.
Es war einfach super!
Tony Sheridan,
der in den frühen 60ern die "Beatles" als seine Begleitband
engagierte, brachte diesmal seine beiden südamerikanischen musikalischen
Begleiter (den Bassisten Victor und den Drummer Antonio) mit auf die
Bühne. Aber auch Rasmus zeigte weiterhin sein Können. Spätestens
bei "Skinny Minny" und "My Bonnie" brüllte
das gesamte Publikum den doch noch immer vertrauten Text mit.
Beim anschließenden
"Hey Jude" kamen noch einmal alle Musiker des Abends auf die
Bühne.
Es war ein
wunderbarer Abend – ein Abend der Superlative, den wir bestimmt
nicht so schnell vergessen werden.