Klopfen an der Tür.
"Aufstehen!" Das war Böhner.
Himmel! Es ist schon 6.40 Uhr!!!
Wir wollten doch schon längst am Frühstückstisch sitzen!
Au! Mein Rücken tut weh! Die Matratze war viel zu weich.
Nix mehr duschen! Die Zeit reicht nicht.
Nur schnell abschnuddeln, Zähne putzen, Sachen zusammenpacken und
runter.
Wo ist der Wirt? "Der holt Brötchen. Er hat verschlafen!"
Ha!
Hat er nicht gestern Abend auch bei uns an der Bühne gestanden?
Wir sind glatt 1 Stunde zu spät dran. Wir müssen uns echt
beeilen.
Die Fähre in Dagebüll wartet nicht auf uns.
Ein tolles Frühstück gibt es trotzdem noch mit Ei und allem
Pipapo.
Dann Zimmer bezahlen - und "Tschüß - bis zum nächsten
mal!" - weg sind wir...
Wie
fahren wir am besten? Über Husum? Über Leck? Wir entscheiden
uns für Leck.
Eumel ist mit dem Transporter schon los.
Um 9.45 Uhr legt die Fähre ab. Das wird knapp.
Sind wir nicht schon zu weit gefahren? Wo ist die Abfahrt nach Leck?
Wir sind ja schon fast in Dänemark!
Ah, da kommt sie. Jetzt nur Landstraße.
Müssen diese blöden Trecker denn unbedingt samstags fahren?
Wir kommen nicht vorbei! Die Zeit rennt...
Noch 18 km bis Dagebüll. Es ist bereits 8.50 Uhr.
In diesem Moment müßten wir schon da sein, um einzuchecken.!
"Abfahrt Föhr / Amrum" steht da. Gleich haben wir es.
Es ist ordentlich viel Verkehr hier - und das schon so früh am
Morgen.
Wir sind da! Geschafft!
Kalli holt die Fahrkarten für den Transit und für uns,
und Eumel reiht sich mit dem Wagen in die Schlange der wartenden Autos
ein.
Wir gehen unverzüglich an Bord der Fähre. Mit 1/4 Stunde Verspätung
(ist es zu fassen? Und wir haben uns so beeilt…) legt sie ab.
Es ist herrlicher Sonnenschein - und wir begeben uns alle nach oben
auf´s Deck.
Es ist eine wunderschöne, entspannende Fahrt.
Links liegt die langgestreckte Hallig Langeneß mit ihren zahlreichen
Warften –
und rechts die Insel Föhr, an der die Fähre noch einen Zwischenstopp
einlegt.
Die
2 Stunden Fahrt vergehen wie im Fluge.
In der leichten Brise haben wir gar nicht bemerkt, dass unsere Köpfe
immer röter wurden.
Inzwischen ist es auch richtig heiß.
12.00 Uhr: Ankunft in Wittdün / Amrum.
Unsere Großraum-Taxe für 6 Personen (die beiden Jungs fahren
auch jetzt wieder
mit Eumel im Transporter) ist vorbestellt. Doch wo bleibt sie?
Taxen gibt es hier genug – sie kommen, laden Leute ein und fahren
wieder ab.
„Die kommt gleich“ verspricht uns ein freundlicher Taxifahrer.
Endlich – nach ¾ Stunde Wartezeit – erscheint sie.
Wir sind leicht stinkig.
„Bitte, fahren Sie nicht so schnell, damit unser Transporter nicht
den Anschluß verliert.“
Der ziemlich genervte Fahrer saust los
– und Eumel schafft es tatsächlich, mit ihm mitzuhalten.
Wir halten an der „Pension Anka“ und bekommen ein hübsche,
schnuckeliges Zimmer.
Nach
einer kurzen Atempause machen wir uns zu Fuß auf den Weg
zum Norddorfer Marktplatz, wo die Bühne steht.
Nach ein paar Minuten sind wir schon da.
„Hallo!“ Den netten, gewichtigen Herrn von der Touristik
Amrum und
seinen Berner Sennenhund „Schecki“ kennen wir noch vom letzten
Jahr.
„Schön, dass Ihr wieder da seid!“
Es
ist zwar noch recht früh, aber wir bauen trotzdem schon unsere
Anlage auf.
Inzwischen ist es unerträglich heiß.
Die Sonnenglut prallt auf uns nieder und - Hitze staut sich auf der
Bühne.
„Ihr
werdet in der Sonne baden können, bis sie untergeht. Viel Spaß.“
sagt grinsend unser Freund und Helfer. Na, toll.
Uns läuft inzwischen der Schweiß in Bächen den Körper
runter.
Ist hier kein Schatten?
Kurzer Soundcheck. Das war´s erstmal.
Wir
müssen unbedingt duschen. Wir gehen zurück ins Hotel.
Der kurze, unruhige Schlaf gestern und die herrschende Hitze
machen uns echt zu schaffen.
Ein kurzes Nickerchen und eine ausgiebige, lauwarme Dusche läßt
uns
wieder einigermaßen fit werden.
Es ist 17 Uhr als wir langsam wieder zum Marktplatz schlendern.
Unsere schwarzen Klamotten sind viel zu warm. (Im nächsten Jahr
müssen wir uns mal was anderes einfallen lassen.)
Ein Feuerwehrauto – voll mit Kindern – kommt uns mit Blaulicht
entgegen.
Die Kiddies strahlen über´s ganze Gesicht. Das ist ja auch
was, wenn man mal in einem richtigen, großen Feuerwehrauto mitfahren
kann.
Auf dem Marktplatz ist inzwischen ordentlich was los.
Das Dorffestist in vollem Gange. Zahlreiche Flohmarktstände, Buden,
Bierwagen und Grillstationen gibt es. Mit den Kindern werden Spiele
gemacht.
Die Tische und Bänke vor der wirklich tollen Bühne sind schon
zum großen Teil besetzt.
Und alles in der prallen Sonne.
Wir ergattern uns mit List und Tücke zwei freie Liegestühle
und stellen sie neben
die Bühne in den einzigen Schatten, den es da gibt.
Hier kann man es aushalten.
19.00
Uhr - anfangen.
Wir mögen uns gar nicht bewegen. Die mörderische Hitze –
viel schlimmer kann es in der Sahara auch nicht sein – die blendende
Sonne….
Wir trinken Wasser (Frau Hopp, unsere nette Ansprechpartnerin
von der Amrum Touristik, hat uns 2 Kisten gekühlte, alkoholfreie
Getränke
auf die Bühne gestellt) ohne Ende.
Es wird immer voller.
Und als gegen 21 Uhr die Sonne langsam hinter den Häusern verschwindet,
lässt es sich endlich auch besser aushalten.
Solange es so heiß war, mochte sich ja auch das zahlreiche Publikum
nicht bewegen.
...
Aber danach ging es richtig zur Sache.
Eine Behinderten-Gruppe junger Menschen, die auch mit zusahen, war so
begeistert,
dass sie nach jedem Stück johlten und klatschtan und schrien.
Und je kühler es wurde, umso mehr Publikum kam.
Nach unserer lockeren Schätzung waren es wohl an die 2000 (in Worten:
zweitausend!)
Leute. Es war unwahrscheinlich voll! So etwas haben wir nur ganz selten
erlebt.
Die Stimmung war super. Es wurde mitgesungen, mitgeklatscht und getanzt.
Sowas macht dann auch richtig viel Spaß.
Kurz
vor 23 Ihr bekam Kalli Krämpfe in beiden Händen.
Ich glaube, jeder von uns weiß, wie es ist, wenn man einen Krampf
hat.
Das tut höllisch weh. Doch Kalli ist hart im Nehmen und hat trotzdem
weitergemacht.
(„Diese paar Stücke schaff´ ich noch…“)
Die Soli bei „Johnny B. Goode“ sind nicht ganz so ausgefallen,
wie man es sonst von ihm kennt, weil er nur 2 Finger benutzen konnte.
Und bei „That´ s all right, Mama“ hat er einen Teil
des Solo´s weglassen müssen.
Ich denke, das hat kaum jemand gemerkt.
Nach ein paar Zugaben machten wir Feierabend.
Mehrere Leute kamen zu uns, um mit uns über das Konzert,
unsere Musik und unsere weiteren Termine zu reden.
Und Frau Hopp hielt ihr Wort und brachte uns das versprochene, kühle
Bier in Form
einer ganzen Kiste. Nachdem die Bühne leergeräumt war, setzten
wir uns auf das Schlagzeugpodest und genossen in aller Ruhe das kühle
Naß.
Das hatten wir uns wirklich verdient.
„Ich würde mich sehr freuen, wenn Ihr im nächsten Jahr
wiederkommen würdet.“
Wir würden uns auch freuen. Es war wieder ein tolles Erlebnis.
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Am nächsten Tag machten wir uns ausgeruht, frisch geduscht und
nach einem
ausgiebigen, sehr guten Frühstück - mit Rückenschmerzen
(ich. Das kam wohl immer
noch von der Schleswiger Matratze…) und einer dicken Blase am
Finger (Henner)
auf den Weg nach Wittdün.
Diesmal kam das Taxi ganz schnell. Es war derselbe Fahrer wie am Vortag.
In Wittdün bestellten wir uns in der „Keksdose“ –
unweit vom Fähranleger – noch ein Bier –
„Auf die Paddocks!“ – und begaben uns dann an Bord
der Fähre.
Diesmal saßen wir allerdings hauptsächlich unter Deck.
Die Sonne der letzten 2 Tage hat uns gereicht.
Es
war ein wunderschönes, interessantes und auch
aufregendes Wochenende für uns alle.
Sowas kann man auch nur erleben, wenn man mit den „Paddocks“
auf Tour geht.
Wir hoffen, dass es auch im nächsten Jahr wieder heißen wird:
Amrum, wir kommen!!!
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Ausschnitt eines Briefes, den ich ein paar Tage nach unserem Amrum-Konzert
von einem netten Herrn erhalten habe: