Deutschland kocht.
Überall herrschen Temperaturen von über 30° Grad im Schatten.
Wir sind kurz vor Fehmarn.
Gerade gibt der NDR 1 wieder die aktuelle Wetterlage bekannt:
"Fehmarn 24° Grad - im übrigen Schleswig-Holstein 34°
Grad"
Na, das kann doch wohl nicht ganz stimmen.... oder vielleicht doch???
Auf Fehmarn herrschen oft ganz andere Witterungsverhältnisse als
auf dem Festland.
Es wäre uns ja zu wünschen....
Anläßlich
des Bürgerfestes ist die Burger Innenstadt gesperrt.
Wir wursteln uns irgendwie hintenherum durch Richtung Marktplatz, wo
die Bühne steht.
Die ersten,
die uns da begegnen, sind unsere Pinneberger Freunde Heike und Eddie.
"Ich konnte es einfach nicht ertragen, daß Du in Deinem letzten
Tourbericht geschrieben hast,
daß Du niemanden zum Fotografieren hattest. Ich hab heute einfach
früher Feierabend gemacht.
Und da sind wir." sagt Heike und umarmt uns freudestrahlend.
(Mein Bericht war aber kein Wink mit dem Zaunpfahl, Heike!!!)
Von irgendwo
her weht hier auf dem Marktplatz ein kleines, angenehmes Lüftchen.
Und im Schatten ist es einigermaßen gut auszuhalten.
Entertainer Tom auf der Bühne gibt gerade einen flotten Spruch
von sich
und animiert das noch nicht sehr zahlreiche Publikum zum Mitklatschen
nach seiner Musik.
Bernd Friedrichs,
der 1. Vorsitzende des Bürger- und Verkehrsvereins,
den Kalli und ich bestimmt schon seit 40 Jahren kennen,
und Herr Stahnke, der stellvertretende Vorsitzende des Vereins,
begrüßen uns herzlich: "Schön, daß Ihr da
seid."
Dann geht´s
erstmal an die Arbeit.
Erbarmungslos knallt die Sonne vom Himmel.... obwohl es schon nach 17
Uhr ist.
Bereits nach kurzer Zeit rinnt uns der Schweiß in Bächen
vom Körper.
Kalli hat einen knallroten Kopf und schon längst kein trockenes
Haar mehr an sich.
Zwei weitere
Bekannte kommen an die Bühne:
der Ex-Paddock Bernd Köhler, der vor mehreren Jahren mal Keyboard
bei uns gespielt hat,
- und sein Freund "Case", ein uralter Kieler Schlagzeuger.
Die Beiden sind extra unseretwegen aus Kiel gekommen.
Um 18.30
Uhr sind wir mit dem Soundcheck durch und begeben uns alle zum Essen
in das nahegelegene Stadt-Café.
Das Essen ist gut und reichlich..... aber viel zu viel.
Bei der Hitze hat auch keiner so richtig Appetit.
Wir wurden
schon vorhin, als wir ankamen, gebeten, doch etwas früher anzufangen,
weil die polizeiliche Sperrstunde kurzfristig auf 23 Uhr vorgelegt wurde.
Wenn man rechtzeitig da ist, ist sowas ja auch kein Problem.
Noch schnell umziehen - und dann geht es um 19.30 Uhr los.
Gerda und
Klaus, meine hier in Burg lebende Schwester und mein Schwager,
sind in der Zwischenzeit auch schon eingetroffen.
Wir begrüßen uns herzlich. Man sieht sich leider immer viel
zu selten.
Dann aber schnell hoch auf die Bühne....
Bernd
Friedrichs sagt uns an - und los geht´s....
Vom ersten
Stück an wird begeistert applaudiert.
Und dieser inbrünstige Überschwang des Publikums läßt
unsere Hitze-Apathie langsam schwinden.
Was macht es denn schon, daß wir schwitzen.....!?
Wir haben doch Handtücher mit, mit denen wir und das Gesicht trockenwischen
können.
Roter, nasser Kopf... - das ist doch in solchen Situationen "in"....
- oder???
Der Marktplatz
füllt sich zusehends mit fröhlichen, gutgelaunten Menschen.
Das steckt an.
Im Publikum entdecken wir Bernd Hoffmann und seine Lebensgefährtin
Simone.
Die Beiden wohnen ja jetzt in Oldenburg und haben es sich nicht nehmen
lassen,
uns hier zu besuchen.
"Kalli
muß nachher unbedingt mein Lieblingsstück singen,"
bittet mich meine Schwester in der Pause, "California Blue."
Das macht er bestimmt nicht!
Wir haben diesen Song doch längst aus unserem Repertoire geworfen.
Henner kommt
ganz begeistert zu mir:
"Eben kam ein Mann zu mir, hebt beide Daumen hoch,
nickt sichtlich anerkennend mit dem Kopf und sagt: "Old school!"
Das hat Henner tief beeindruckt und sichtlich stolz gemacht.
Runde 2 läuft
genauso gut.
Inzwischen ist der Marktplatz richtig voll.
Und dann singt Kalli tatsächlich "California Blue". Wer
hätte das gedacht?
Und die Leute schunkeln und singen mit, daß es eine Freude ist.
Pures Erstaunen in Kalli´s Gesicht.... so gut kommt der Song wieder
an???
...
In der darauffolgenden
Pause wird erst noch schnell ein Gruppenfoto gemacht
- und dann verschenkt Bernd Friedrichs 20 Family-Freikarten für
die SCANDLINE-Fähre
von Puttgarden rüber nach Dänemark.
Seine Tochter Jana ist ihm bei der Verteilung behilflich.
Am Tisch
meiner Schwester sitzen zwei Ehepaare aus dem "Ruhrpott".
In ihrem unverwechselbaren Dialekt äußern sie überschwänglich
ihre Begeisterung über die tolle Musikauswahl unserer Oldies.
"Man könnte die ganze Zeit nur hier sitzen und zuhören,
ohne daß es langweilig wird..."
meint eine der netten Damen.
Heike und
Eddie müssen sich leider schon verabschieden.
Sie haben noch einen langen Heimweg vor sich.
Und ein paar Fotos - die ich morgen sicher schon in meiner Mailbox vorfinden
werde -
hat Heike ja gemacht.
Runde 3 -
eine weitere Wunschrunde.
"Keep on running" für Bernd Hoffmann...
"Skinny Minny" und "Wooly Bully" für Bernd
Friedrichs...
Es wundert mich, daß keiner die Lautstärke dieser Hammerstücke
bemängelt....
Ein paar
ca. 9- bis 11-jährige Mädchen stellen sich vor die Bühne
und fangen an zu tanzen....
und es kommen immer mehr Kinder hinzu.
Es macht ihnen richtig Spaß. Das sieht man.
"Wißt
Ihr übrigens, daß wir wohl die älteste Rock-Oldie-Band
Norddeutschlands sind?" Geklatsche....
"Wir sind zusammen über 300 Jahre alt!!!" Gelächter....
"Und wißt Ihr auch, daß vor gerade mal 300 Jahren die
Ära der Hexenverbrennung
dem Ende entgegenging?" Gekreische....
"Allein in Kiel wurden in den Jahren davor 7 Hexen und ein Hexer
verbrannt
(das habe ich im Internet nachgelesen)!"
Ungläubiges und erstauntes Gelächter.... und Applaus....
In der darauffolgenden
Pause wurde uns mitgeteilt,
daß man die polizeiliche Sperrstunde nun doch um 1 Stunde verschoben
hat.
Wir wurden nett gebeten - statt bis 23 Uhr - doch noch 1 Stunde länger
zu spielen.
"Das Publikum buht uns sonst aus!" meint Bernd Friedrichs
mit einem Dackelblick.
Da kann man doch nicht einfach nein sagen, oder?
Nächste
Runde. Langsam werde ich heiser.
Ein paar Leute tanzen. Es ist ja nun auch nicht mehr so heiß.
Trotzdem klebt das Zeug am Körper. Die Scheinwerfer tun ihr Übriges.
DJ Tom, der in jeder Pause flotte Musik gespielt hat,
steht hinter seinem Pult und gibt mir grinsend ein Zeichen.
Ich gucke zu Eumel und kriege fast einen Lachkrampf....
Tom hat ihm eine bunte Häkelmütze auf die schwitzende Glatze
gestülpt
- und Henner eine schwarze Locken-Perücke á la Jimmy Hendrix.
Zum Totlachen!!! Mir bleiben die Töne im Hals stecken. Aber Spaß
muß sein, nicht?
"Spielt
doch mal "Marmor, Stein und Eisen bricht"!"
Eine junge Frau mit Hawaii-Blumenkranz um den Hals guckt bittend zu
uns auf die Bühne.
Nein!!!!! Muß das wirklich sein?? Woher kennt so eine junge Frau
dieses Stück??
Natürlich kommen wir der Bitte nach.... - und alles brüllt
mit.
Letzte Pause.
Inzwischen ist es stockdunkel und längst nicht mehr so heiß.
Gerda und Klaus verabschieden sich.
Es war schön, die Beiden mal wiedergesehen zu haben.
Noch eine
kurze Runde.
"Satisfaction". Und nun wird getanzt.
Immer mehr Paare stürzen auf die Tanzfläche... unter ihnen
auch Bernd und Simone.
Die Beiden haben es vom Anfang bis zum Schluß bei uns ausgehalten.
"Rockin´ all over the world". Wirklich? Das ist doch
viel zu laut!
Das Publikum tobt.
Obwohl es kurz vor Mitternacht ist, kommt keiner, um sich über
die Lautstärke zu beschweren.
Ein Mann mit zwei blauen Krücken wankt mühsam bis vor die
Bühne,
wirft dann seine Gehhilfen zur Seite und fängt an zu tanzen!!!
Uns bleibt der Mund offen stehen...
Sowas aber auch!!! Ein wahres Phänomen!!!
Die Paddocks-Musik hat wahrlich eine heilende Wirkung...
"Let´s
twist again".... "La Bamba".... Der Marktplatz ist immer
noch voll.
Die letzten beiden Stücke.... "Johnny B. Goode".... Zugabe!
Zugabe!
O.k. - einen Song haben wir noch.... unseren Rausschmeißer....
"Wonderful tonight".... Applaus... strahlende Gesichter...
"Ihr
ward super!" Bernd und Anne Friedrichs umarmen uns.
"Das war wieder einsame Spitze!"
und weiter: "Ich kann Euch auf jeden Fall versichern,
daß Ihr auch in den nächsten Jahren weiterhin dabeisein werdet."
Lieber Bernd,
wir geben unser Bestes
- und wir freuen uns, wenn unsere Musik dem Bürgerverein, Herrn
Stahnke, Herrn Schattschneider,
Dir, Deiner Familie und dem tollen Fehmarner Publikum gefällt.
Auch uns hat es wieder unheimlich Spaß gemacht,
obwohl wir das anfänglich bei der Hitze nicht geglaubt hätten.
Und auch wir versichern Dir,
daß wir jederzeit gern wieder zu Euch nach Fehmarn kommen werden.